Mit dem Motto ’Eure Geschichte ist unsere Geschichte’ bietet das Jakob Bleyer Heimatmuseum, als ein lebendiges Museum neben seinen Ausstellungen lokale und landesweite ungarndeutsche Projekte an.
BeratungBis 2016 waren die ständigen Ausstellungen des Museums in drei Räumen zu sehen. Im Empfangszimmer zeigten wir mit Hilfe von Dokumenten und Fotos die Geschichte, das religiöse Leben und die Volkskultur von Budaörs. Im Paradezimmer und in der Küche konnten die Besucher die Wohnkultur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kennenlernen. Neben der ständigen Ausstellung wurden im einstigen Wohnzimmer und in der Kammer halbjährlich, jährlich neue temporäre Ausstellungen eröffnet. Bei der Erneuerung gehörte es zu unseren Hauptzielen, die Zahl der Ausstellungsräume zu erweitern. Als Ergebnis füllt unsere im Mai 2018 eröffnete neue ständige Ausstellung nun vier Räumlichkeiten.
Empfangsraum
Empfangszimmer des Museums wurde in der einstigen Kammer eingerichtet. Auf den Streifen rings an den Wänden sind hauptsächlich Ansichtskarten über Budaörs aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts thematisch angeordnet zu sehen (Straßen- und Orts-Ansichten: der Kalvarienberg, die Kirche des Heiligen Johannes von Nepomuk, einige charakteristische Bauten, der Steinberg). Für die Ansichtskarten gebührt Tamás Kreisz unser Dankeschön!
Küche
Haupteingang des Hauses war ursprünglich an der Küche. Von hier aus kam man links in das Paradezimmer, rechts in das Wohnzimmer. In der Küche ist der Meisterbalken, der quer den Raum teilt, immer noch zu sehen. Daran brachte man die Zierde der Küche, das Tellerregal an, an dem mit Blumenmotiven bemalte Zierschalen und Zierteller zur Schau gestellt wurden. In den inneren Teil stellten wir eine Eckbank mit Tisch, in der anderen Ecke stehen der Herd und ein Regal (Stellage) mit dem wichtigsten Geschirr. In der Küche war ursprünglich ein Backofen, dessen Rauch durch den offenen Rauchfang abzog, hier wurde auch Fleisch geräuchert. Der Backofen wurde später abgerissen, an seiner Stelle steht heute ein Sparherd. An der linken Wand der Küche auf einer Anrichte mit gemasertem Anstrich und mit Doppelregalaufbau werden das Essgeschirr und einige wichtigere Ziergegenstände aufbewahrt. Ein wichtiger Teil im vorderen Küchenraum war die Waschecke. Rechts von der Eingangstür steht eine Wasserbank, darauf emaillierte Eimer für Brunnenwasser, bzw. für Regenwasser. Hier sind auch die Utensilien zur Körperpflege: eine emaillierte Waschschüssel, Hausseife und das bestickte Handtuch.
Paradezimmer
Das Paradezimmer, das neue Holzdielen bekam, stellt sehr gut den Einrichtungsstil und die Lebensweise im zweiten Drittel des 20. Jahrhunderts vor. Gegenüber der Eingangstür, zwischen zwei Fenstern ist eine Kommode mit vier Schubladen und gemasertem Anstrich zu sehen, darauf ein 1913 angefertigtes Tuch. Die darauf stehenden Gegenstände zeugen in erster Linie über den tiefen Glauben der hier lebenden Deutschen. Die Figuren und Heiligenbilder kauften sie bei Kirchweihfesten. Bei den Budaörsern zählte Mariazell zu den besonders beliebten Wallfahrtsorten.
Neben der Wand stehen zwei Betten mit hoch aufgetürmten Kissen und Decken. Ihre Besonderheit besteht darin, dass die Kissenenden mit rotem Stoff bezogen wurden, und dies gab einen sehr schönen Hintergrund für die Spitzeneinlagen. Links und rechts von der Eingangstür steht je ein Kleiderschrank, welche zu Beginn des 20. Jahrhunderts angefertigt wurden. Darin sind Stücke der einstigen Budaörser Tracht zu sehen.
Budaörs Zimmer
Im letzten Raum unserer ständigen Ausstellung zeigen wir thematisch angeordnet, mit Hilfe von Tableaus, in Text und Bild die Geschichte von Budaörs, die hiesige Volkskultur: Ansiedlung, materielle Kultur (Tracht, Wirtschaft), geistige Kultur (Fronleichnam, Passionsspiele), Vertreibung.
Budaörs entvölkerte sich Ende des 16. Jahrhunderts infolge der Türkenkriege. Die ersten Siedler wurden von Gräfin Zichy, geborene Zsuzsanna Bercsényi angeheuert, mit denen sie am 21. April 1721 einen Kontrakt abschloss. Der Vertrag sicherte zahlreiche Begünstigungen, regte die Ankömmlinge zum Bleiben an. Die angesiedelten deutschen Familien gründeten mit ihrem Fleiß, mit ihrer Arbeitskraft, ihrer starken religiösen Bindung eine blühende und gedeihende Siedlung. In ihren Lebensunterhalt spielte der Weinbau, später der Pfirsichanbau eine hervorragende Rolle. Neben ihrem erstklassigen Obst sorgte der wunderbare Blumenteppich zu Fronleichnam, sowie in den 1930er Jahren die auf dem Steinberg aufgeführten Passionsspiele für Bekanntheit des Ortes. Das Vermächtnis der einst hier lebenden deutschen Familien bestimmt und formt – trotz der tragischen Vertreibung 1946/47 – bis zum heutigen Tag das kulturelle, geistige und religiöse Profil von Budaörs.
Lehrpfad
Unsere ständige Ausstellung wurde 2022 mit einem Lehrpfad ergänzt, der im hinteren, geschlossenen Hof des Museums aufgestellt wurde. Die fünf Stationen erinnern an den Schicksalsschlag von Budaörs, an die Vertreibung 1946/47. Die Tafeln zitieren nach kurzen Einführungstexten die Zeitzeugen von damals, die QR-Kodes und die Installationen der jeweiligen Station, die anknüpfenden Aufgaben bieten den Besuchern interaktive Lernerlebnisse an.
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