Mit dem Motto ’Eure Geschichte ist unsere Geschichte’ bietet das Jakob Bleyer Heimatmuseum, als ein lebendiges Museum neben seinen Ausstellungen lokale und landesweite ungarndeutsche Projekte an.
BeratungNach Wudersch (Budaörs) kamen zu Beginn der 1720-er Jahre römisch-katholische deutsche Siedler. Hauptschauplatz ihres religiösen Lebens war die Kirche des Heiligen Johannes von Nepomuk, mit deren Erbauung sie 1738 begannen. Die sich noch im Bau befindende Kirche wurde 1745 eingeweiht, aber ihre heutige Form erhielt sie erst 1810. Neben der Kirche des Heiligen Johannes von Nepomuk entstanden nach und nach weitere Gebäuden und Denkmäler des religiösen Lebens, Wegkreuze und Bildstöcke, die als Flurmarkierung oder aus Gelübde, aus Dankbarkeit gestellt wurden, sowie die Kapellen.
Der als Zinsbauer lebende Franz Wendler wuchs in einer Familie auf, in der die tiefe Religiosität sowohl die Alltage, als auch die Festtage gleichermaßen prägte. Die Jungfrau Maria erschien für Franz Wendler oft im Traum, sein Leben änderte sich aber erst dann, als er 1853 bei der Arbeit in einer Lehmgrube von Erdmassen gänzlich verschüttet wurde. Seine Kumpel dachten, er hätte nicht überlebt, aber als sie seinen Leichnam bergen wollten, fanden sie ihn lebend vor. Da erzählte ihnen Franz, dass er sein Überleben einzig und alleine der Heiligen Jungfrau und ihrem um ihn gelegten schützenden Umhang zu verdanken habe, und er gelobte, aus Dankbarkeit eine Kapelle zu errichten. Ihre Stelle markierte er bei jenem Wildrosenbusch auf dem Steinberg, in dessen Blüten er das Gesicht der Heiligen Jungfrau gesehen hatte. Am 5. Mai 1855 wurde der Grundstein gelegt und am 15. Oktober wurde die Kapelle eingeweiht. Der Überlieferung nach war die Budaörser Kapelle der Unbefleckten Empfängnis die erste auf der Welt mit diesem Namen, und Pius IX. schickte selbst als Geschenk die Statue der Jungfrau Maria.
Nach dem Tod seiner Frau begann Franz Wendler eine Klause auf dem Steinberg zu errichten, zog 1878 dort ein, und pflegte bis zu seinem Tod 1897 die Kapelle. Der Steinberg mit der Kapelle, der Heiligen Dreifaltigkeitsstatue und dem Steinkorpus daneben, sowie dem Eisenkreuz auf dem Felsen, wurden zum Symbol von Wudersch. Die Bedeutung des Ortes wuchs dann weiter, als 1933 aus Spenden und größtenteils aus Gemeinschaftsarbeit hier auch die ständigen Kulissen zu den Passionsspielen erbaut wurden.
Nach dem Tod von Franz Wendler wurde die Kapelle von seinem Sohn, Andreas betreut. Die Familie überließ sie 1931 der Kirchengemeinde, aber auch weiterhin sorgten sie für die Pflege des Gebäudes. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Kapelle Einschüsse, was von der Familie noch ausgebessert wurde, aber nach der Vertreibung ist sie schnell zugrunde gegangen. Zusammen mit der Kapelle sind auf dem Steinberg alle Relikte verfallen.
Auf den Steinberg kam als erstes das Eisenkreuz auf den Felsen zurück, welches von den ausgesiedelten Gebrüdern Konrad angefertigt wurde. Den Transport organisierte Matthias Schmidt und eingeweiht wurde es am 17. Juni 1995 von Vertretern der Budaörser kirchlichen Brudergemeinden.
Das zweite Relikt, das neuerrichtet wurde, war die Steinbergkapelle, zu deren Bau es 2003 kam. Für diesen Zweck haben in nicht ganz zwei Jahren mehr als tausend Leute gespendet. Die Arbeiten begannen im Juni 2003. Die Baupläne wurden anhand der auffindbaren Bilder und Dokumente angefertigt, und aufgrund dieser konnte die Kapelle in ihrer ursprünglichen Form an derselben Stelle in der Organisierung der Deutschen Nationalitäten Selbstverwaltung erbaut werden. Eingeweiht hat man sie am 15. Oktober 2003. Die Kapelle wurde von mehreren liturgischen Objekten verziert, die von Budaörsern anno gerettet wurden. Die von Josef Kruck in Mocsa untergebrachte Jungfrau Maria Statue ist bei der Einweihung aufgestellt worden. Die Kapelle ist ein würdiges Symbol für Verbundenheit. Wie Emmerich Ritter, damals Vorsitzender der deutschen Selbstverwaltung sagte: „Die Neuerrichtung der Steinbergkapelle ist eine wahre Genugtuung, eine echte Entschädigung für die deutschen Ureinwohner. Seit Jahrzehnten gab es nicht mehr eine solche Einheit und ein Einvernehmen in Wudersch, wie das der Wiederaufbau der Steinbergkapelle hervorbrachte!“
In den darauffolgenden Jahren hat die auch von der Stadt unterstützte deutsche Selbstverwaltung aus weiteren Spenden und Fördergeldern den Erbau der Relikte auf dem Steinberg fortgesetzt. Am 12. September 2004 wurden die beiden Glocken der Kapelle eingeweiht, und auch die von Péter Rákos angefertigte Heilige Dreifaltigkeitsstatue, sowie im September 2008 das Steinkreuz, eine Steinmetzarbeit von József Seregi.
Im Jahr 2000 kehrten auch die Passionsspiele zurück auf den Steinberg. Im ersten Jahr wurde noch die Csíksomlyóer Passion gezeigt, aber ab 2003 können sich die Zuschauer die ursprüngliche Budaörser Passion ansehen.
Anhand früherer Zeitdokumente standen auf dem Kalvarienhügel bereits in den 1760-er Jahren ein Kreuz mit zwei Statuen, die Jungfrau Maria und der Apostel Johannes. Am Fuße des Hügels ließ 1817 Jakob Kreisz eine Kapelle bauen. Den Kreuzweg ließ einige Jahre darauf, 1821 die Bevölkerung stellen. Die 14, aus Sóskúter Kalkstein gefertigten Stationen des Kreuzwegs schlängelten sich von der Kapelle hinauf auf den Hügel.
Ähnlich, wie die Steinbergkapelle zerfiel auch diese Kapelle und der Kreuzweg nach der Vertreibung, bereits 1958 war das Gebäude in einem ruinenhaften Zustand, die beiden Statuen waren beschädigt. Später wurden auch diese weggetragen, nur das Holzkreuz blieb.
Mit der Wiederherstellung des Kreuzweges auf dem Kalvarienhügel begann die deutsche Selbstverwaltung mit finanzieller Unterstützung der Stadt Wudersch im Jahr 1997. In der ersten Etappe wurde ein neues Holzkreuz mit einem Bronzekorpus auf dem Hügel aufgestellt und die Stationen angefertigt. Die Nischenblöcke wurden in ihrer Originalform nachgefertigt. 13 von ihnen sind aus Süttőer Kalkstein, die einzig erhaltene zehnte Station wurde mit Sóskúter Kalkstein erneuert. In die Nischen sind die Bleiglas Bilder von Zoltán Molnár Göb eingesetzt. Das Kreuz und der Kreuzweg wurden im Jahr 2000 eingeweiht.
Die Kapelle konnte zwei Jahre später wiedererrichtet werden. Im ersten Schritt hat man mit archäologischen Methoden den ursprünglichen Standort und die Maße der Kapelle bestimmt, dann anhand alter Dokumente und Fotos die Pläne gezeichnet. Man hat im Juni 2002 die Bauarbeiten begonnen. Die Kapelle ließ die Budaörser römisch-katholische Kirchengemeinde und die Deutsche Selbstverwaltung Wudersch mit finanzieller Unterstützung der Selbstverwaltung der Stadt und der „Stiftung für Budaörs“ neu erbauen. Die Einweihung war am 9. November 2002. In der Kapelle wurde das alte Kreuz mit dem Korpus untergebracht.
In der letzten Etappe sind die beiden Statuen neben dem Kreuz mithilfe staatlicher Fördergelder angefertigt worden. Die Werke des Bildhauers Antal Kőrösi wurden am 15. April 2011 eingeweiht.
Die Begräbnisstätte um die Kirche herum wurde durch einen gnädigen königlichen Erlass am 18. Juni 1778 geschlossen und im gleichen Jahr die heute als Alter Friedhof bekannte Ruhestätte eingeweiht. Im Protokoll der Kirchenvisitation (canonica visitatio) steht, dass bereits 1783 von den Einwohnern ein zentrales Kreuz im Friedhof aufgestellt wurde. Die heute noch dort stehende Kapelle ließ János Csulics 1863 erbauen, sie diente lange Zeit auch als Aufbahrungsstätte, und seit den 1980-er Jahren wird sie von der griechisch-orthodoxen Gemeinde als Kirche genutzt.
Nach der Vertreibung verwaiste der Alte Friedhof nach und nach, es wurde dort niemand mehr beerdigt, nur noch wenige Grabstätten pflegte man. Über den verlassenen Friedhof der katholischen Kirchengemeinde beschloss man bereits in der ersten Hälfte der 1990-er Jahre, dass er als Gedächtnispark zu einer Stätte der Pietät und für seine Pflege die Stadt aufkommen wird. Dies wurde im Juni 1996 verwirklicht, als ihn die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen zum Andenken an die Vertreibung 1946-48 zur Landesgedenkstätte erklärte.
Die Herrichtung des Friedhofs begann Mitte der 1990-er Jahre: das Gelände wurde gesäubert und geordnet, Gehwege ausgebildet, und in den 2000-er Jahren kam es auch zur Restaurierung der Grabsteine. Im Juni 2006 wurde hier das Landesdenkmal der Vertreibung eingeweiht: „Geschlossenes Tor“, das Werk von Péter Menasági. Am Sockel sind Zeilen der Dichterin Valeria Koch zu lesen: „Stoppt schon den kleinsten Haß und sagt rechtzeitig halt”. Der Gottesacker mit nahezu anderthalb Tausend Grabmälern ist einer der ältesten erhalten gebliebenen Friedhöfe der Ungarndeutschen, der von der Deutschen Nationalitäten Selbstverwaltung Wudersch mit Unterstützung des Stadtrates Budaörs gepflegt wird.