Mit dem Motto ’Eure Geschichte ist unsere Geschichte’ bietet das Jakob Bleyer Heimatmuseum, als ein lebendiges Museum neben seinen Ausstellungen lokale und landesweite ungarndeutsche Projekte an.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag: 8:00 bis 16:00 Uhr | Samstag: 10:00-14:00 Uhr
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Stadtrundgang 7.
Willkommen beim Stadtrundgang des Heimatmuseums!
Unser Museum bietet seit Jahren einen Stadtrundgang durch Budaörs an, den man jetzt mit Hilfe von QR-Codes eigenständig begehen kann. Der historische Hintergrund der einzelnen Schauplätze baut aufeinander auf, Sie können durch 8 Stationen die Vergangenheit und Volkskultur von Budaörs kennenlernen. Außerdem können Sie weitere Kuriositäten über die jeweilige Station erfahren. Die Karte der Route finden Sie in der Galerie unten!
7. STEINBERG
ORTSGESCHICHTE
Die ausgewiesenen Familien wurden auf der Bahnstation in Budaörs einwagoniert, und sie hinterlegten unter erniedrigenden Umständen die Strecke nach Deutschland. Sie mussten als Habenichtse, durch Überwindung zahlreicher Hindernisse, ein neues Leben in der Fremde aufbauen. Auch die Hiergebliebenen hatten es schwer, die Vertreibung löste eine seit zwei Jahrhunderten funktionierende wirtschaftliche und gesellschaftliche Struktur auf.
„Wir packten das Nötigste zusammen und stiegen in einen Waggon des sechsten Transports. […] Wir hörten noch die Glocken der Wuderscher Kirche schlagen, dann fuhr der Zug langsam los. Plötzlich wurde es still, die Frauen umarmten sich und fingen an zu weinen, die Männer drehten ihre Gesichter weg, damit niemand ihre Schwäche sieht.“ (Frau Eva Prach, geb. Latosinszky)
„Unser Wagen fährt auf dem Rückweg durch Budaörs. Hier ist die Aussiedlung schon beendet: anstatt der früheren 8000 Bewohner gibt es heute in der Gemeinde nur noch 800 Bewohner. Die Häuser warten auf ihre neuen Besitzer. Die Straßen sind menschenleer. Der frisch gefallene Schnee liegt uns wie ein weißer Teppich vor den Füßen. Erwartungsvolle Stille…“ (Új Szó, 19. Februar 1946)
WISSENSWERTES
Zentraler Raum für die Religionsausübung der Budaörser war die Kirche des Heiligen Johannes von Nepomuk, aber auch weitere sakrale Orte bereicherten die Siedlung. Der markanteste ist die Steinberg Kapelle, an deren Bau auch eine Legende knüpft.
In mehreren Träumen von Franz Wendler erschien die Jungfrau Maria, aber sein Leben nahm dann wirklich eine Wende, als er 1853 beim Lehmabbau von Erdmassen verschüttet wurde. Seine Kameraden dachten, sie würden ihn nie mehr lebendig sehen, aber man barg ihn unversehrt aus dem Erdrutsch. Franz Wendler verkündete, die Jungfrau Maria und ihr über ihn ausgebreiteter Umhang hätten ihn beschützt. Anderthalb Jahre nach diesem Vorfall markierte er auf dem Steinberg jenen Heckenrosenbusch, in dessen Blüten er im Traum das Gesicht der Jungfrau erblickte, und im Frühjahr 1855 begann er an der Stelle den Bau der Kapelle, die noch im selben Jahr, am 15. Oktober eingeweiht wurde.
Der Steinberg war auch Schauplatz eines bekannten budaörser Brauchs: zwischen 1933 und 1939 wurde die Passion, die Leidensgeschichte von Jesus vorgetragen. Für die Aufführungen wurde auch eine feste Kulisse hinter der Kapelle erbaut. Die Vertreibung brachte eine tragische Wende im Leben der Kapelle und der Passionsspiele. Die Bauten wurden abgerissen und weggetragen, die Aufführungen konnten nach dem Krieg nicht erneuert werden. Dafür ergab sich erst um die Jahrtausendwende eine Möglichkeit, und seitdem wurde anfangs alle drei Jahre, neulich alle sechs Jahre die Passion veranstaltet. Die Kapelle wurde 2003 neuerrichtet, auch die die Heilige Dreifaltigkeitsstatue wurde 2004 aufgestellt, der Steinkorpus 2008. Die Arbeiten wurden von der Deutschen Selbstverwaltung Wudersch, von der Selbstverwaltung der Stadt Budaörs, von den Einwohnern von Budaörs und von den vertriebenen Familien finanziert.